nachweisWie schon im letzten Blog geschrieben, begann ich meine Ausbildung zum Großfeuerwerker im Jahr 1996. Meine ersten Erfahrungen als Helfer könnt ihr in meinem Blog „Der Traum wird wahr“ nachlesen. Alle Ausbildungsfeuerwerke wurden in einem Ausbildungsnachweis mit diversen Angaben festgehalten. Wie so etwas aussieht, kann man auf dem nebenstehenden Foto erkennen. Nach meinem ersten Feuerwerk als Helfer am 21.8.1996 auf dem Parkdeck des Neefeparks Chemnitz, folgten noch viele denkwürdige Einsätze, die mir heute noch ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern, wenn ich mich daran erinnere. So ist es mir während meiner Ausbildung einmal passiert, dass ich beim Aufbau im Dunkeln die zur Verwendung kommenden römischen Lichter verkehrt herum, also mit Schussrichtung nach unten an die Haltevorrichtung gebunden habe. Das hat bis zum Schuss natürlich niemand gemerkt… 🙂 Ein anderes Mal wurde vergessen (das war ich aber nicht!), die Schwarzpulvertreibladung in ein Alu-Abschussgestell für Zink-Bombetten zu laden. Glücklicherweise waren aber keine Bombetten drin, sondern nur 60mm Kometsterne. Mit der Folge, dass anstatt eines schön aufsteigenden Kometens wir plötzlich einen sprühenden Bodeneffekt hatten. Was passiert wäre, wenn Bombetten geladen gewesen wären, durfte ich später am eigenen Leib noch erfahren. Als bei einem Feuerwerk zur Jahrtausendwende ein Helfer auch bei mir vergessen hatte das Scharzpulver zu
Alugestell nach Verschießen von 45mm Bombetten ohne Treibladung...

Alugestell nach Verschießen von 45mm Bombetten ohne Treibladung…

befüllen, steckten aber wirklich 45mm Bombetten im Rohr. Dadurch, dass die Treibladung fehlt, wird nur der Zeitzünder der Bombette befeuert. Diese wartet dann im Rohr, bis ihr großer Moment gekommen ist und die Zerlegeladung die Effektfüllung normalerweise in 60m Höhe an den Himmel zaubert. Da das dann im Alurohr passiert gibt es nicht nur schöne Feuertöpfe, sondern die Rohre zerlegen auch mit Splitterwirkung. Wie so etwas aussieht, seht ihr auf dem Foto. Dieses Bombettengestell zeige ich in regelmäßigen Abständen unseren Helfern, damit sie sehen was passiert, wenn man unkonzentriert arbeitet. Spätestens da ist sich jeder bewusst, das Feuerwerk kein ungefährlicher Spaß ist und was passiert wäre, hätte man neben diesem Gestell gestanden beim Schuss. Und auch für mich ist der Anblick immer wieder Mahnung, sensible Arbeiten stets zu kontrollieren! Wenn man in meinem Ausbildungsnachweis die Seiten durchblättert, findet man bei den Feuerwerkskörpern zum Großteil nur Bomben, Bombetten, Feuertöpfe, Raketen und Frontstücke. Daraus wurden damals Feuerwerke choreografiert. Es gab noch keine Feuerwerksbatterien bzw. die kamen gerade erst aus China auf den Markt. Da auch die Zündung der Feuerwerke oft noch von Hand mit Zündlicht bewerkstelligt wurde, kam ich auch noch in den Genuss, bei meiner Ausbildung den einen oder anderen Feuerwerkskörper per Hand zünden zu dürfen. Ein besonderes Ereignis ist mir da noch im Gedächtnis geblieben. Am 25.10.1996 war ich als Helfer zusammen mit noch einem oder zwei weiteren Azubis am Elbufer in Dresden zu einem Feuerwerk. Der verantwortliche Pyrotechniker war damals Klaus Heilmann, ein sehr netter Zeitgenosse. Das Feuerwerk bestand komplett aus Bomben, Bombetten und Raketen und wurde, wie nicht anders zu erwarten, per Hand gezündet. Die Tradition verlangte damals bei den alten Feuerwerkern noch, dass Feuerwerke mit drei Knallraketen oder Knallbomben begannen und mit einem roten bengalischen Feuer beendet wurden. Herr Heilmann hatte die Knallraketen selbst befüllt, wenn ich mich nicht irre und war stolz auf die Nettoexplosivmasse, die drinnen auf ihre Entfaltung wartete. Wir standen auch mit großen Ohren und Augen da und konnten es kaum erwarten, das Ergebnis zu sehen oder besser gesagt zu hören. Als wir alles aufgebaut hatten und der Zeitpunkt des Abbrennens gekommen war, bekamen wir alle ein Pack Zündlichte in die Hand gedrückt. Ich erinnere mich noch genau an den Spruch von Klaus Heilmann: Wehe, wenn ihr die ausgehen lasst!
Feuerwerk auf Schloss Moritzburg, 30.8. 1996

Feuerwerk auf Schloss Moritzburg, 30.8. 1996

Klaus Heilmann übernahm dann die Regie und schickte uns zu den entsprechenden Abschussgestellen zum zünden. Also, Helm auf und los. Wir standen mitten im Funkenregen und die Kombi flatterte wie eine Wetterfahne von der Druckwelle, wenn in zwei Metern Entfernung eine 150mm Bombe aus dem Rohr ging! Heutzutage fast undenkbar! Aber wir eilten damals mit unseren brennenden Zündlichtern zwischen den Bombenkästen und Raketenabschussgestellen hin und her… Als dann der „Befehl“ zum zünden des roten bengalischen Feuers gekommen war, war das Feuerwerk beendet. Wir als Helfer hatten vollkommen die Orientierung verloren und sind nur auf Zuruf hin- und hergeeilt. Aber auch der Chef hatte im Eifer des Gefechtes etwas übersehen. Als wir beim Kontrollieren noch ein Abschussgestell komplett bestückt vorfanden, wollten wir es freudestrahlend noch abschießen. Aber ein „Stoooopp“ vom Pyrotechniker ließ den Traum schnell platzen. Er sagte: Wenn bei mir das Rotlicht gebrannt hat, wird nichts mehr verschossen, egal was noch unberührt auf dem Platz steht“… So war das damals. 🙂 Aber auch mit Jörg Rennert und Ute Blankenburg von der Sprengschule Dresden habe ich wundervolle Feuerwerke als Helfer geschossen. Einige sind mir in Erinnerung geblieben, wie z.B. ein Feuerwerk auf Schloss Moritzburg. Wie immer mit ordentlich Frontstücken, für die sogar eine Traverse aufgebaut wurde. Aber auch Bomben (hier wurden auch die ersten chinesischen Bomben getestet) aus deutscher Produktion sowie Raketen wurden eingesetzt. Das Zündverfahren war Nagelbrett mit Zündmaschine und Handzündung. Ich erinnere mich noch genau: Die Raketen wurden per Hand nacheinander auf den See geschossen. Herrliche Blinkraketen der Firma Zink Feuerwerk. Die waren ein Traum…die Sterne zogen bis zum Wasser runter. Heutzutage undenkbar! Im Schloss Moritzburg sind nur noch Barockfeuerwerke ohne Knall erlaubt, weil sonst die Pferdchen in einem kilometer weit entfernten Gestüt am nächsten Tag Migräne haben und auf dem See darf gar nichts mehr abgeschossen werden, es könnte sich ja ein Fischlein an einem Pappschnippsel verschlucken… Aber über das Thema Naturschutz schreibe ich in einem anderen Blog nochmals. Ein weiteres Highlight meiner Ausbildung war ein großes Feuerwerk mit der Sprengschule in Freital auf dem Parkdeck eines Supermarktes. Ein riesiges Lichterbild wurde bombenrohr-300angefertigt, eine Unmenge von Abschussgestellen nach Freital gekarrt und hunderte Raketen in die Abschussgestelle gesteckt. Das Highlight sollte aber eine 300mm Kugelbombe aus China werden, die ganz zum Schluss abgeschossen werden sollte. Diese Bombe hat jeder von uns mindestens einmal wie ein Baby im Arm gehalten… 😀 Woran ich mich noch genau erinnere, sind die Raketen und die 300mm Bombe. Wir mussten kurz vor Schuss sämtliche Raketenständer in die entgegengesetzte Richtung als vorgesehen drehen, da es selbst der Polizei nicht gelang, neugierige Zuschauer aus der Gefahrenzone zu entfernen. Auf die Dreihunderter warteten wir alle mit Spannung. Das Abschussrohr ist übrigens auf dem Foto zu sehen. Dann ein Knall und lange nichts. Alle dachten schon „Blindgänger“ als es dann in vielleicht 280m Höhe knallte. Das Bukett war allerdings nicht wie erwartet prächtig, sondern eher mittelprächtig. Qualität hat eben seinen Preis… Wie es weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Blog.