Mit dem Ende der DDR und somit auch dem Ende meines Betriebes, in dem ich als frischgebackener Diplom-Ing. (FH) als Verantwortlicher für Elektronik (ja, so hieß das damals) tätig war, eröffneten sich im Glauben an die versprochenen „blühenden Landschaften“ völlig neue Wege für mich. Der Weg in die Selbstständigkeit erschien mir damals das einzig Vernünftige. Somit eröffnete ich im Jahre 1991 in Zschopau ein Fachgeschäft für Unterhaltungselektronik. Das Schöne an der neugewonnenen Freiheit war, dass der Verkauf von Silvesterfeuerwerk nun nicht mehr nur wenigen Geschäften vorbehalten war, sondern das quasi jeder, der das wollte und ein Ladengeschäft betrieb, zu Silvester die begehrte Ware an den Mann oder die Frau bringen konnte.

Silvesterverkauf 1996/97

Silvesterverkauf 1996/97 in meinem Hifi-Geschäft in Zschopau

Also wurden jeweils an den Tagen, an denen der Verkauf zugelassen war, die Fernseher aus den Regalen geräumt und mit allerlei verschiedenen Artikeln aus dem Silvestersortiment diverser Hersteller bestückt. Mit jedem Jahr des Silvesterverkaufes wuchs auch der Wunsch in mir, einmal ein „richtiges“ Feuerwerk abbrennen zu dürfen. Durch einen Zufall lernte ich im Sprengstofflager Lugau bei der Bestellung von Silvesterfeuerwerk einen  älteren Herren kennen, der sich mit dieser Geschichte auskannte und mir wertvolle Tipps zu der Ausbildung zum staatl. zugelassenen Pyrotechniker oder kurz „Großfeuerwerker“ geben konnte. Allein der hohe finanzielle und zeitliche Aufwand hielt mich noch davon ab, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen.

Dann, im Jahr 2006 war der Entschluss gefällt: Ich werde Großfeuerwerker! Die Ausbildung dazu wollte ich an der Sprengschule Dresden machen. Eine renommierte Einrichtung und nicht zu weit entfernt. Also belegte ich dort einen Lehrgang und damit begann ein Teil meines Lebens, der mittlerweile zu einer echten Leidenschaft und Berufung geworden ist.

Andreas Ickelsheimer mit 210mm Zylinderbomben, 1996

Andreas Ickelsheimer mit 210mm Zylinderbomben, 1996

Die Ausbildung sah und sieht auch heute noch die Teilnahme an 26 Feuerwerken als Helfer vor, bevor man mit der eigentlichen Ausbildung an der jeweiligen Einrichtung beginnen darf. Um die Ausbildungszeit so kurz wie möglich zu halten, habe ich versucht, soviel wie möglich Feuerwerke als Helfer mitzugestalten. Dazu bin ich viele Kilometer durch die Republik gefahren. Mein erstes Feuerwerk als Helfer fand übrigens auf dem Parkdeck von IKEA Chemnitz im Neefepark statt. Das Feuerwerk wurde damals von Holger Säckel (bei dem ich noch einige Feuerwerke als Helfer erleben durfte) und der Sprengschule Dresden durchgeführt. Ich kann mich noch genau erinnern: Es war ein heißer Tag im Sommer und wir hatten uns am späten Nachmittag verabredet. Als ich ankam, waren die anderen schon da. Alle in roter, langärmeliger Kombi und ich, zwar vorschriftsmäßig mit Helm aber in kurzen Hosen und T-Shirt. Darüber musste ich noch schmunzeln aber als dann das Feuerwerk startete verging mir das ganz schnell und mir war klar, warum die alle blanken Körperstellen so schön verdeckt hatten… Im Jahr 1996 gab es noch keine Funkzündanlagen. Alles wurde noch per Kabel oder Zündlicht gezündet, sodass der Sicherheitsabstand oft gering bis gar nicht vorhanden war und man oft im Funkenregen stand. Beim nächsten Feuerwerk hatte ich dann auch eine rote Kombi.

Es folgten viele schöne Events als Helfer, bei denen ich eine Menge über die Kunst der Feuerwerkerei lernte. Ob bei alten Pyrotechnikern oder auch bei den Ausbildungsfeuerwerken in der Sprengschule. Es war die Zeit, als es noch keine Feuerwerksbatterien oder Komplettfeuerwerke gab. Alles wurde noch aus einzelnen Feuerwerkskörpern wie Raketen, Bomben, Bombetten, Frontstücken und römischen Lichtern zusammengstellt. Auch waren fast alle Feuerwerkskörper noch aus deutscher Produktion! Die Chinaware kam erst allmählich auf und war am Anfang so jämmerlich, dass die eigentlich kaum für wichtige Events verwendet werden konnte. Wenn ich an die ersten Feuerwerksbatterien und Bomben aus China denke! Unglaublich, was sich bis heute in dieser Richtung getan hat. Die damals gemachten, überaus wertvollen Erfahrungen sind heute der Grundstein für den Erfolg unserer Firma. Wir kennen uns im Zusammenspiel der einzelnen Effekte bestens aus und haben so manchen „geheimen“ Kniff auf Lager, damit sich unsere Feuerwerke von Mainstream unterscheiden.

Wie es weiterging mit der Ausbildung und den ersten Feuerwerken, erfahrt in meinem nächsten Blog. Also, immer schön dranbleiben…